Bürgermedien als sozialer Kommunikationsort. Präsentation von Praxisbeispielen
Eine Veranstaltung des Fritz-Erler-Forums Baden-Würtemberg der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), der Landesanstalt für Kommunikation (LfK), sowie dem Bildungzentrum Bürgermedien (BZBM). Präsentation von Praxisbeispielen und Podiumsdiskussion
Vielfalt und Integration – Lokalität als Chance für ein neues „Wir“
Ein ruhiger Hintergrund. Menschen in Bewegung im Vordergrund. Auf ihren Körpern, auf ihrer Haut stehen die Grundrechte. Am Ende des Videos der Bundesadler mit bunten Federn und die Sätze „Wir sind das Grundgesetz. Wir sind das Volk“.
Deutschland will Einwanderungsland sein und in der aktuellen Transformationsphase fragt sich die Gesellschaft selbst, wer sie eigentlich ist: „Unsere Gesellschaft, die sich nun mal lange Zeit nicht als Einwanderungsgesellschaft begriffen hat, ist nun darum bemüht, ihre Strukturen, Institutionen und politische Kultur nachholend an die erkannte Migrationsrealität anzupassen. Diese Bemühungen haben für mehr Durchlässigkeit und soziale Aufstiege gesorgt. Sie haben aber auch Abwehrreaktionen und Verteilungskämpfe zur Folge. Die postmigrantische Gesellschaft stellt also die Frage nach einem neuen gesellschaftlichen ‚Wir‘“, so Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung.
Und damit sind wir mitten in der Debatte, die gerade Schlagzeilen wie Nachbarschaftsgespräche bewegt. Die Debatte um Vielfalt, um Integration, um ein neues Gesellschafts- wie Gemeinschaftsversprechen. Was ist nun Vielfalt? Philipp Franke, stellvertretender Leiter Referat Rundfunkpolitik und Medienrecht im Staatsministerium Baden-Württemberg, versteht Vielfalt als Vielfalt der Perspektiven und Meinungen: „Politik kann nur Rahmenbedingungen verändern. Medien müssen gesellschaftliche Realität widerspiegeln. Eine ausgewogene Berichterstattung ist gerade in diesen emotionalen Zeiten wichtig.“ In ihrem explorativen Mapping zeigt Johanna Niesyto, Leiterin Medienpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung, die breite Vielfalt der medialen Angebote für Geflüchtete, Ankommende, Engagierte und Gesellschaft. „Es gibt eine ungeheure Vielzahl an Medien und damit auch an Öffentlichkeiten, die Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe sind.“ Niesyto klassifiziert diese nach Zielen, Anbietern, Sprachen, Adressaten und Beteiligungsgrad. Sie weist zugleich darauf hin, dass es langfristig weder um Assimilation noch um Segregation der Medienproduktion gehen darf, sondern vielmehr um eine interkulturelle mediale Integration. „Aus der Not eine Tugend machen“, nennt dies Miguel Vicente, Landesbeauftragter für Migration und Integration in Rheinland-Pfalz. Die Zuwanderung biete nun die Chancen, Kompetenzen in der Einwanderungsgesellschaft auszubilden, die zuvor nur punktuell bestanden haben.
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